Silent Portraits
(English version)
Die Corona-Krise trifft freiberufliche Künstler*innen besonders hart, da Auftritts- wie Ausstellungsmöglichkeiten auf unbestimmte Zeit ausfallen. Um auf das Schicksal der Betroffenen aufmerksam zu machen und gleichzeitig finanzielle Unterstützung zu generieren, haben die zufällig gleichnamigen Künstlerinnen Esther Enzian (Malerei) und Luise Enzian (Barockharfe) das einzigartige Projekt ENZIAN – SILENT PORTRAITS gestartet.
Per Skype treffen sich Modell und Malerin im virtuellen Raum. In mehreren Sessions entstehen auf diese Weise Farbschicht für Farbschicht Portraits von beeindruckender Intensität. Der digitale Kommunikationskanal wird zu einer Art Filter, der die portraitierten Menschen auf sich selbst zurück wirft: Sein statt tun.
Bildkomposition, Posen und Maltechniken zitieren dabei die in der italienischen Renaissance entstandene Portraitmalerei. Die „stille Kunst“ der Bilder, wie sie im cinquecento genannt wurde, zeigt starke und ihrer Wirkung bewusste Musiker*innen, die normalerweise auf einer Bühne im Kontakt mit ihrem Publikum stehen. Das wie als Accessoire im Hintergrund zu sehende Instrument wird zum Insignum einer Profession, die ohne Publikum nicht denkbar ist.
Aber die portraitierten Künstler*innen bleiben stumm. Und das Gemälde wirkt fast wie ein Versprechen auf ein baldiges Ende der Stille.
Esther Enzian schenkt ihre Gemälde den portraitierten Musikerinnen, die Musiker*innen versteigern ihre Portraits. Mit den Erlösen werden Arbeitsstipendien für sie und ihre Ensembles finanziert.
– Folkert Uhde, Co-Gründer des Berliner Radialsystems, Festivalintendant und Konzertdesigner
SILENT PORTRAIT Irene Kurka | 2020 | 50 x 28 cm
Irene Kurka – Sopranistin, Podcasterin, Kuratorin, Autorin, Pädagogin
Gesangsstudium in München, Dallas und Vancouver. Über 250 Uraufführungen, Pionierarbeit im Repertoire für Stimme solo. Konzerte u.a. mit Hezarfen Ensemble Istanbul, e-mex, musikFabrik, notabu, Wandelweiser, Ensemble Garage und auf Podien wie Tonhalle Düsseldorf, Konzerthaus Berlin, IGNM Basel, Huddersfield Contemporary Music Festival, L’auditori Barcelona, Theater Dortmund, Arte Biennale Venedig, Musica Sacra Maastricht, Beethovenfest Bonn, Cité Internationale des Arts Paris, Acht Brücken – Musik für Köln, Cafe Oto London, Counterflow Festival Glasgow, Muziek Biennale Niederrhein, A.DEvantgarde-Festival München u.v.a.
Eigene Projekte wie „Metroplitan-Trilogie“, „Salome-Extrakte“, „Stabat Mater“, „An die Geliebte“, „Play on Demand“, „Das Innere des Äußeren“.
Seit 2018 Podcast neue musik leben, damit Kooperationspartnerin der nmz. Im Herbst 2020 erscheint das erste Buch zum Podcast beim Are Verlag.
SILENT PORTRAIT Christoph Grund | 2020 | 50 x 28 cm
Christoph Grund ist einer der seltenen Musiker unserer Zeit, die diesen Beruf auf vielfältigste Weise ausüben. Als Pianist arbeitet er mit den führenden Orchestern und Ensembles zusammen, ist ein gefragter Kammermusiker und Liedbegleiter und entwickelt mit namhaften Komponisten wie Mark Andre, Samir Odeh Tamimi, Sarah Nemtsov oder Iris ter Schiphorst neue Klaviermusik, oft in Verbindung mit elektronischen Klangerweiterungen. Er ist regelmässig zu Gast bei internationalen Festivals.
Als Komponist wurde er geprägt von seinen Lehrern Eugen Werner Velte, Mathias Spahlinger und Wolfgang Rihm, aber auch durch die enge Zusammenarbeit mit Michael Gielen, Pierre Boulez oder Hans Zender als Pianist im SWR Symphonieorchester. Die Liste seiner Kompositionen umfasst Tonbandstücke und elektronische Musik, Musik zu Kunstvideos, Hörspielmusiken, Solo- und Kammermusik, Werke für Chor und für Kammerorchester, Musiktheater und eine Filmoper.
Seine Erfahrung mit Musik gibt er weiter in Gastseminaren an europäischen Hochschulen.
SILENT PORTRAIT Dorothee Oberlinger | 2020 | 50 x 28 cm
Dorothee Oberlinger ist Blockflötistin, Leiterin des von ihr gegründeten Ensemble 1700 und Operndirigentin, außerdem Professorin am Mozarteum Salzburg und Intendantin der Musikfestspiele Potsdam Sanssouci und der Barock-Festspiele Bad Arolsen.
Sie studierte Schulmusik und Germanistik an der Universität und Musikhochschule Köln, anschließend Blockflöte in Köln, Mailand und Amsterdam. Seitdem konzertiert sie mit ihrem eigenen Ensemble und als Solistin mit führenden internationalen Ensembles und Orchestern in aller Welt vor allem im Bereich der historisch informierten Aufführungspraxis, initiiert aber auch regelmäßig zahlreiche (Ur)-aufführungen Neuer Musik und gernreübergreifende Projekte für sich und ihr Instrument.
Für ihre künstlerische Arbeit erhielt sie zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter den Echo Klassik (2008, 20013 und 2015), den Diapason d´Or, den ICMA Award (2020) und den Telemann-Preis der Stadt Magdeburg (2020). Außerdem wurde sie 2016 zur Ehrenbürgerin ihrer Heimatstadt Simmern im Hunsrück ernannt.
Dorothee Oberlinger solissimo auf dem roten Sofa im NDR mit Jakob van Eycks Engels Nachtigaeltje
Bei einem Verkauf dieses Portraits gibt Dorothee Oberlinger den Erlös an das Silent Portrait Projekt weiter.
SILENT PORTRAIT Davide Nava | 2020 | 50 x 28 cm
Davide Nava ist Bassist und Cellist und lebt in Mailand.
Seit 2002 arbeitet er mit verschiedenen Orchestern und Kammermusikern zusammen: Il Complesso Barocco, Ensemble Café Zimmermann, Orchestra il Pomo d’Oro, I Barocchisti, Gabetta Consort, La Risonanza, und dem Orchester „La Scintilla“ in Zürich. Mit diesen Ensembles ist er bei den wichtigsten Musikfestivals in Europa und in den wichtigsten Konzertsälen der Welt aufgetreten, darunter die Carnegie Hall in New York, die Berliner Philarmonie und der Saal Čajkovskij in Moskau.
Er ist Leiter und Mitbegründer des Kammerorchesters ControCorrente, das auf historischen Instrumenten spielt. Ein klassisches Orchester ohne Dirigent, das in Bezug auf Repertoireauswahl und musikalische Zusammenarbeit völlig unabhängig und selbstverwaltet ist: 20 Musiker aus sechs verschiedenen Ländern mit einem visionären und kreativen Ansatz.
SILENT PORTRAIT Letizia Renzini | 2020 | 50 x 28 cm
Letizia Renzini ist eine italienische Multimediakünstlerin, DJ und Direktorin für Neues Musiktheater und Neue Oper, mit Florenz als Basis. Sie reist regelmäßig durch Europa und darüber hinaus, um ihre Mixed Media Werke zu kreieren und aufzuführen.
Ausgebildet in Musik, Film und Kunst, entwickelte sie eine Form von Gesamtkunstwerk oder „opera totale“. Total, weil ihr Werk zeitgenössisch ist, aber Jahrtausende umspannt. Total, weil sie mit Ton, Bild, geschriebenem Wort, Gesten und darstellenden Künsten arbeitet, das Digitale mit dem Analogen kombiniert und das Publikum in eine Erfahrung des Immersiven, aber auch des Kritischen mit einbezieht. Mit ihrer Arbeit geht sie die Komplexität unserer heutigen Zeit an, indem sie zurückblickt und auf den Schultern derer steht, die vor ihr kamen, insbesondere unkonventioneller Frauen. Sie glaubt an eine neue künstlerische Renaissance, eine neue Ära, in der von Kunst eine zeitlose Herangehensweise an Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft gefordert wird.
DECAMERON 2.0 (Vimeo-Clip)
SILENT PORTRAIT Hüseyin Evirgen | 2020 | 50 x 28 cm
Hüseyin Evirgen ist Komponist, Produzent, DJ und Regisseur und lebt und arbeitet in Wien und Berlin. Er wirkt kreativ an der Schnittstelle zwischen Theater, Tanz, Video und Performance und tritt weltweit auf. Er studierte Komposition und Klavier an der Universität Mozarteum in Salzburg und an der Universität Istanbul. Im Salzburger Toihaus Theater hat er in künstlerischer Gesamtleitung vier Tanz- und Schauspielperformances verwirklicht.
Neben österreichischen Kompositionsförderungen erhielt er 2007 den „Elektronik Land Preis“ des Landes Salzburg 2007. Als elektronischer Musiker war er 2010 im Österreich-Pavillion auf der Expo Shanghai vertreten. Er ist Teil des Produzenten-Duos CASSEGRAIN und als Solokünstler, MAGNA PIA, tätig. Seine Platten wurden auf diversen Labels wie dem Münchner „Prologue Music“, Berghains „Ostgut Ton” oder dem legendären UK Techno Label „Soma Records“ veröffentlicht. Sein eigenes Label „Arcing Seas” gründete er 2016.
SILENT PORTRAIT Katharina Bäuml | 2020 | 50 x 28 cm
Katharina Bäuml ist Oboistin, Schalmeispezialistin und Leiterin der „Capella de la Torre„, des heute wichtigsten deutschen Ensemble für Renaissancemusik. Bislang liegen 26 CD-Einspielungen der „Capella de la Torre“ vor, die bereits mit zwei ECHO und einem OPUS Klassik ausgezeichnet wurde. Katharina Bäuml widmet sich auch der zeitgenössischen Musik auf historischen Instrumenten und initiiert Begegnungen zwischen Musik der frühen Neuzeit und Jazz.
Capella on Air (Blog)
Kultur ist systemrelevant! (YouTube-Video)
Josquin Desprez / Capella de la Torre
SILENT PORTRAIT Luise Enzian | 2020 | 50 x 28 cm
Luise Enzian ist freischaffende Barockharfenistin aus Berlin.
Sie studierte Konzertharfe und Barockharfe an der HfM Trossingen, „Hanns Eisler“ Berlin und an der Civica Scuola di Musica Claudio Abbado in Mailand. Sie war Solistin an der Staatsoper unter den Linden in Berlin und spielte u.a. bei Opernproduktionen im Theater an der Wien, dem Teatro Ponchielli in Cremona und mit dem SWR Sinfonieorchester im Wiener Konzerthaus und bei den Donaueschinger Musiktagen.
Luise ist aktuell Teil verschiedener Ensembles, wie dem Barockensemble Volcania und spielt im Duo mit der Saxophonistin Asya Fateyeva. Neben dem Repertoire der historischen Musik für Barockharfe interessiert sie sich auch für zeitgenössische Kompositionen, so dass sie mehrere Uraufführungen von Moritz Eggert spielte und aufnahm und sich sehr für neue Kompositionen für ihr Instrument engagiert.
Luise spielt Johann Sebastian Bach (Vimeo-Clip)
Prélude aus BWV 1006a | Bachgeburtstag Köthener Prinzenhaus
Weitere Portraits folgen in Kürze…
Und so entstehen die Silent Portraits:
Fragen zum Projekt?
Schreiben Sie uns eine E-Mail:
silent-portraits(at)esther-enzian.de